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Igor Zelensky, der künftige Direktor des Bayerischen Staatsballetts, über seine Pläne, die Personalpolitik und eine Wunschliste.
Interview von Eva-Elisabeth Fischer
Igor Zelensky, Tänzer und künftiger Direktor des Bayerischen Staatsballetts, arbeitet in München seit April 2014 immer wieder an den Vorbereitungen für die kommenden fünf Spielzeiten. Von seinen beiden russischen Kompanien in Nowosibirsk und Moskau wird er die letztgenannte weiterhin leiten. Dass 29 Tänzer der derzeitigen Kompanie mit Spielzeitende das Staatsballett verlassen, sorgte ebenso für Turbulenzen wie die Entscheidung von Irène Lejeune, als Sponsorin des Staatsballetts abzuspringen. Zelensky findet gewachsene Strukturen vor, die er allerdings nach seinem Gusto modifizieren wird. Der designierte Ballettchef, blond, blauäugig, hoch gewachsen, ist bereit zu einem Gespräch - ein Mann mit vollendeten Manieren und sehr selbstsicherem Auftreten.
Sie sind hier angekommen? Ich habe mich mit meiner Familie bereits vor zwei Jahren hier niedergelassen, meine Kinder gehen hier zur Schule und sprechen Deutsch. Vor Kurzem habe ich eine Wohnung gekauft in der Nähe des alten Postpalastes, wo eine Zeit lang der neue Konzertsaal geplant war. Ich liebe München und werde, schon wegen meiner Kinder, die Wohnung auch behalten, wenn ich nicht mehr hier sein sollte.
Für den Posten in München geben Sie die Kompanie in Nowosibirsk auf. Wie haben die Tänzer dort darauf reagiert?
Sie haben fast geweint, als sie hörten, dass ich gehe. Sie wollten, dass ich bleibe. Trennung ist immer schmerzlich.
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Wie bringen Sie das Stanislawsky-Ballett in Moskau mit München zusammen?
Kein Problem. Der Spielplan für die kommenden fünf Jahre in Moskau ist bereits unter Dach und Fach. Außerdem habe ich einen Ballettdirektor dort.
Wird es einen Austausch mit dem Stanislawsky- und dem Staatsballett geben?
Das Stanislawsky gastiert bei der nächsten Ballettfestwoche mit Kenneth McMillans "Mayerling". Sergei Polunin wird den Kronprinzen Rudolf tanzen. Er ist die ideale Besetzung dafür.
Bei der Opernpressekonferenz beklagten Sie, dass Sie nur 68 Tänzerstellen und 70 Vorstellungen haben . . .
Das ist keine Klage, sondern eine Tatsache.
Wie viele Tänzer hätten Sie denn gern?
Für mich hat im Idealfall eine Kompanie, die ein vielseitiges Repertoire tanzt, etwa 100 bis 110 Tänzer. Wir denken global, aber wir leben lokal. So, gemessen an der Vorstellungszahl, die seit 20 Jahren gleich geblieben ist, und der Struktur in München ist die Kompanie groß genug. Mehr Vorstellungen wären besser, aber das ist im Moment noch Wunschdenken - ein Traum.
Wovon träumen Sie also?
Jeden Tag zu tanzen. Das ist der Grund, warum ich vom Mariinsky Ballett zum New York City Ballet wechselte. Wenn ich im Mariinsky auftrat, sprach man einen Monat vorher von meinem "Schwanensee" und einen Monat danach, weil ich nur eine Vorstellung im Monat tanzte. Das New York City Ballet ist die einzige Kompanie, die neun Vorstellungen pro Woche hat.
Was ist mit dem Prinzregententheater, das wieder mehr Kapazitäten hat, wenn das Gärtnerplatztheater nach der Renovierung wieder sein Haus bezieht?
Das ist meine Hoffnung. Momentan haben wir dort sieben Vorstellungen. Und dann plane ich gerade eine Tournee mit dem Staatsballett. Wir können schließlich nicht nur proben. Wir können stattdessen produzieren und vielleicht mehr Geld mit der Kompanie einnehmen. Wir haben so viele Einladungen. Ich fliege deshalb jetzt nach London, Stuttgart, Zürich, Paris. Es ist an sich nicht so schwierig, eine Tournee auf die Beine zu stellen. Aber es ist strukturell an diesem Haus nicht einfach zu reisen. Sie dürfen nicht vergessen, wir müssen mit dem Orchester, mit der Bühnenmannschaft verhandeln.
Sie teilen sich eine Bühne mit der Oper. Ist das neu für Sie?
Bevor ich hierher kam, hatte ich so etwas noch nie erlebt. An diesem Haus muss man drei Jahre im voraus disponieren und sich natürlich mit der Oper eng abstimmen. Wir werden keine Revolution machen, aber eine Evolution in Gang setzen. Bereits jetzt verhandeln wir mit den Personen, die die Pläne machen für 2020, um sicher zu gehen, die gewünschten Daten zu bekommen. Der Veranstalter Gerhard Rieder kam aus Österreich hierher, um mit mir über Wheeldons "Alice im Wunderland" zu verhandeln, die wahrscheinlich teuerste Ballettproduktion, die es je gab. Alle anderen Kompanien teilen sich durch Koproduktionen die Kosten. Das wollten wir ursprünglich auch und haben drei, vier Monate lang mit dem Mariinsky verhandelt. Die machen es jetzt gar nicht und wir stemmen es allein.
Im Unterschied zum Mariinsky ist es hier dafür nicht üblich, dass der Generalmusikdirektor Ballett dirigiert. Die einzige Ausnahme in München war Kent Nagano - ein Ereignis nach 50 Jahren Pause! Wird Kirill Petrenko Ballett dirigieren?
Er hätte gern "Spartakus" von Chatschaturjan dirigiert, aber daraus wird nichts. Ich habe "Spartakus" zeitlich nach vorne gezogen, denn ursprünglich wollte ich die "Alice" als Weihnachtspremiere herausbringen, was aber nicht machbar ist. Wayne McGregor sollte danach ein dreiaktiges Ballett für uns kreieren, das nun auf die kommende Spielzeit verschoben wurde.
Warum machen Sie überhaupt "Spartakus", diesen abgehangenen Schinken?
Sie werden staunen. Juri Grigorowitsch - er ist jetzt 90 - hat das Ballett mehrmals überarbeitet. Außerdem erwecken erst die Tänzer ein Ballett zum Leben. Und "Spartakus" bietet jede Menge Tänzerfutter. Wenn man die "Giselle" falsch besetzt, ist das ganze Stück nichts. Schlechtes klassisches Ballett geht gar nicht. In "Spartakus" habe ich für die vier Protagonisten jeweils zwei fantastische Besetzungen. In den vergangenen zwei Jahren hat Richard Siegal hier zwei Stücke kreiert, hinzu kam ein Meisterwerk von Pina Bausch. Was würde man sagen, wenn ich jetzt wieder mit einem zeitgenössischen Stück daher käme? Wir haben dieses schöne Haus mit 2100 Plätzen und das wunderbare Orchester. Das müssen wir füllen.
Was bedeutet das für das bestehende Repertoire? Was werden Sie behalten?
Selbstverständlich einiges. Bei Pina Bausch ist das leider problematisch. Natürlich wollte ich unbedingt ein Stück von ihr im Repertoire halten. Manchmal handelt man als Künstler, manchmal aber auch wirtschaftlich. Das Stück "Für die Kinder von gestern, heute und morgen" kostet wahnsinnig viel Geld, weil ich vor jeder Wiederaufnahme zig Lehrer aus dem Tanztheater hierher holen muss, damit sie die Tänzer coachen. Wir brauchen aber den Löwenanteil unseres Budgets für die "Alice".
Welche Choreografen stehen auf Ihrer Wunschliste?
Chris Wheeldon, Wayne McGregor, Russell Maliphant, Paul Lightfoot, Justin Peck.
David LaChapelle nicht zu vergessen, der gar kein Choreograf ist.
Er ist Fotograf, und er ist mit Polunin befreundet. LaChapelle war in Russland und wir bugsieren ihn ins Ballett.
Das ist weitgehend dasselbe Personal, das Sie auch in Nowosibirsk unter Vertrag haben.
Ich will auch hier viel ausprobieren. Es ist mein Traum, Top-Leute hier zu haben. Wir haben weder die Zeit noch eine Studiobühne für Experimente. Wir haben eines der größten Häuser Europas und müssen das Beste zeigen. Ich warte lieber, bis ich mir eine Uraufführung leisten kann, als etwas zu machen, was schon vorher auf dem Spielplan war.
Ihre erste Premiere ist jedoch eine sichere Nummer, die "Giselle". Mit Natalia Osipova und Sergei Polunin?
Ja, ja.
Sicher?
Nichts ist sicher im Leben.
Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Tänzer ausgewählt?
Es zählt der internationale Standard, nicht mein subjektives Urteil. Lucia Lacarra zum Beispiel ist meine absolute Lieblingsballerina.
Lacarra geht aber. Warum konnten Sie sich nicht einigen?
Das hängt mit dem Repertoire zusammen. Wir haben zum Beispiel die "Giselle" und "La Fille mal gardée" im Programm. Giselle tanzt Lacarra schon lang nicht mehr, "La Fille" hat sie nie getanzt. Und bei "Spartacus" muss der Choreograf entscheiden. Ich bin selbst Tänzer. Wenn man älter wird, muss man sich um ein Repertoire kümmern, in dem man nicht mehr so hart arbeiten muss, das einem aber als Tänzer liegt. Im Fall der Lacarra die Kameliendame, zum Beispiel.
Bevor Sie beim Staatsballett entschieden haben, wer bleibt und wer gehen muss, haben Sie mit ihnen gearbeitet, trainiert, haben Sie Vorstellungen angeschaut?
Ich habe etliche Vorstellungen angeschaut. Ich selbst habe in 14 verschiedenen Kompanien getanzt. Ich habe jetzt mit 47 Jahren meinen ganz eigenen Blick. Was in München für mich zählt, ist nicht, wo du geboren bist, sondern mit wem du gearbeitet hast. Man erkennt bei einem Tänzer sofort, an welcher Schule er ausgebildet wurde, in Paris oder London oder St. Petersburg. Ich habe meine eigenen Vorstellungen und weiß, wie man ein Puzzle zusammensetzt.
Apropos Schule. Sie haben ja bereits Jan Broeckx, den Leiter der Ballettakademie kennengelernt. Wie wird sich die Zusammenarbeit gestalten?
Es wäre mein Traum, ihn unterstützen zu können. Was die Akademie braucht, ist am jetzigen Standort aus Platzgründen nicht zu leisten: eine Schule mit Internat. Stuttgart hat das jetzt, Neumeier hat das in Hamburg. Paris, London, Moskau, alle haben fantastische Einrichtungen. München noch nicht. Ich habe einen Fünf-Jahres-Vertrag und bereite möglicherweise den Boden für einen Nachfolger.
Vielleicht bleiben Sie ja auch für immer hier?
Mal sehen. Kunst braucht Veränderung, neue Ideen.
Was geschieht mit der Junior Company? Behalten Sie die?
Der Vertrag ist um ein Jahr verlängert. Dann werden wir sehen, was wir machen.
Aber was wird dann? Wollen Sie eine andere Struktur, andere Tänzer, ein anderes System?
Vielleicht alles zusammen.
Ich versuche zu verstehen, was Sie wollen.
Ich auch (lacht).
Wer sind die Ballettmeister?
Die bisherigen bleiben. Hinzu kommt meine Frau. Sie war mit mir beim Stanislawsky und Ballerina beim Mariinsky und arbeitet seit zehn Jahren als Ballettmeisterin.
Werden Sie mit Bettina Wagner-Bergelt, der bisherigen stellvertretenden Ballettchefin, weiter zusammenarbeiten?
Wir werden einen Weg finden.
Sie ist spezialisiert auf zeitgenössischen Tanz und hat viel Expertise.
Und ich wohl nicht?
Sie machen lieber alles allein?
Ich bin jemand, der anderen nicht gern zu viel Arbeit aufbürdet. Am Ende des Tages bin ich für die Ergebnisse verantwortlich.
Um all das, was Sie sich vorgenommen haben zu verwirklichen, brauchen Sie 36-Stunden-Tage.
Glauben Sie, ich habe zuletzt Däumchen gedreht? Es ist alles gut vorbereitet.
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